Erziehung und ihr Einfluss auf Geschlechterrollen
- Was ist eine Geschlechterrollen- spezifische Erziehung?
- Wieso erziehen viele Eltern ihre Kinder nach Geschlechterrollen?
- Welche Auswirkungen hat diese Erziehung auf unser Kind?
- Beeinflusst Erziehung nach Geschlechterrollen die Bildung eines Kindes?
- Liegt es an den Genen, dass Jungs mit Autos und Mädchen mit Puppen spielen?
- Soziologische Sicht auf Geschlechterrollen
- Wie reagiert die Gesellschaft auf geschlechtsneutrale Erziehung?
- Woher kommt die gesellschaftliche Ablehnung geschlechtsneutraler Erziehung?
- Wirkt sich diese auf das spätere Leben und die Berufswahl des Kindes aus?
- Sind Kinder freier und glücklicher ohne vordefinierte Geschlechterrollen?
In diesem Ratgeber beschäftigen wir uns mit Erziehung und deren Einfluss auf Geschlechterrollen. Ein spannendes Themengebiet, das zuweilen stark kontrovers diskutiert und gelebt wird. Hat unsere Erziehung Einfluss auf Geschlechter-Rollen? Spielen Jungs tatsächlich lieber mit Autos und Mädchen mit Puppen? Oder liegt es eher daran, dass Jungen nur Autos und typisch männlich behaftete Spielzeuge bekommen? Was passiert mit der Entwicklung eines Jungen, der lieber mit Puppen spielt? Hat das überhaupt eine Auswirkung auf dessen Entwicklung oder bilden wir uns dies nur ein?
Was ist eine geschlechterrollen-spezifische Erziehung?
Um diese Frage zu beantworten, klären wir zunächst den Begriff "Geschlechterrolle" und die Definition. Geschlechterrollen sind verschiedene Verhaltensweisen, die erlernten und damit vorausgesetzten Erwartungen entsprechen. Für Jungen und Mädchen gelten dabei für ihr Geschlecht typische Verhaltensmerkmale.
- Gegenstände, die sie nutzen,
- Kleidung, die sie tragen,
- Eigenschaften, die sie hervorheben und
- Aktivitäten, denen sie nachgehen.
Dabei sind Geschlechterrollen im Grunde vorurteilsbehaftet, denn in unseren Köpfen existieren sie nur, weil wir sie selbst als Kind so anerzogen bekommen haben und uns die Gesellschaft diese vorlebt. Es geht dabei nicht nur um typische Kleidung für Jungen und Mädchen oder klassisch geschlechtlich besetzte Sportarten. Vielmehr werden durch die Geschlechterrollen auch Erwartungen in das Verhalten eines Menschen gesetzt und auch dessen gesellschaftliche Verpflichtungen. Um dies überspitzt und glücklicherweise nicht mehr zeitgenössisch zu formulieren: "Frauen gehören an den Herd und ziehen die Kinder groß, Männer bringen das Geld nach Hause. Wichtige Entscheidungen trifft der Mann, die Frau kann ohne ihren Beschützer nicht existieren."
Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrhunderten glücklicherweise weiterentwickelt, dennoch ist der Ursprung dieses Denkens immer noch verankert. Frauen verdienen weitaus weniger als Männer in gleichwertigen Berufen. Frauenfußball wird von vielen Männern belächelt, Männerballett gilt als nicht männlich. Frauen empfinden es merkwürdig, wenn andere Frauen in klassischen Handwerksberufen arbeiten. Dabei gibt es nur eines was uns unterscheidet: Männer können Frauen das Gebären der Kinder nicht abnehmen. Alles andere können Männer und Frauen gleichermaßen.
Wieso erziehen viele Eltern ihre Kinder nach Geschlechterrollen?
Die Erziehung nach Geschlechterrollen erfolgt meist unbewusst. Im Grunde erziehen wir unsere Kinder ähnlich unserer eigenen Erziehung. Auch wenn viele Kinder spätestens im Jugendalter gegen ihre Eltern rebellieren, so nähern sich beide irgendwann wieder an. Die meisten Menschen, ob sie es nun wollen oder nicht, entdecken irgendwann Verhaltensmuster und Denkweisen, die bereits ihre Eltern hatten. Nur wenige leben bewusst mit dem Konsens, es anders oder besser zu machen. Das, was uns unsere Eltern vorgelebt haben, haben diese schon von ihren Eltern und die wieder von vorherigen Generationen gelernt. Deshalb ist es auch so schwierig, mit den klassischen Geschlechterrollen zu brechen. So wird es für die meisten Eltern merkwürdig sein, wenn ihr Sohn plötzlich Kleider tragen möchte und sich schminkt. Auch bei Töchtern, die sich eher jungenhaft verhalten, auf Bäume klettern, Autos reparieren und sich vielleicht mal mit dem Nachbarsjungen in den Haaren liegen, wird versucht, dieses Verhalten zu unterbinden.
Manche Eltern haben nicht einmal Sorge, dass ihr Kind in ihren Augen komisch reagiert, sondern sorgen sich eher um das Gerede der Nachbarn und die Meinung der Großeltern. Der Einfluss der Gesellschaft ist nicht zu unterschätzen, Menschen leben lieber angepasst und schwimmen mit dem Strom, als Außenseiter zu sein. Das Eltern auch ihrem Kind ein glückliches, von der Gesellschaft akzeptiertes Leben wünschen, ist vollkommen verständlich.
Welche Auswirkungen hat diese Erziehung auf unser Kind?
Bei der Erziehung unserer Kinder spielt Nachahmung eine wichtige Rolle. Kinder spiegeln das, was ihnen ihre Eltern vorleben. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" ist ein typisches Sprichwort, das eben dieses Verhalten zeigt. Kinder lernen durch Vorbilder und die größten Vorbilder für ein Kind sind dessen Eltern. Später ändert sich das meist und der Popstar oder die YouTuberin übernimmt diesen Platz. Das liegt nicht etwa daran, dass Kinder ihre Eltern nicht mehr als Vorbilder ansehen, sondern dass sich das Lebensumfeld des Kindes mit dem Älterwerden verändert. Es kommen immer mehr Menschen hinzu, die Einfluss auf die Entwicklung des Kindes nehmen. Vorbilder können dann auch aus gleichen Interessen erwachsen, die mit denen der Eltern nichts zu tun haben.
Aber für ein kleines Kind sind Eltern die ganze Welt und wichtigste Bezugspersonen. Alles, was sie innerhalb der Familie lernen, prägt für das gesamte Leben. Wenn ein Kind immer wieder hört, dass der Vater sagt, Jungs haben nicht zu weinen, die müssen stark sein, dann wird er vermutlich ein Leben lang Probleme damit haben Gefühle zu zeigen. Ebenso ergeht es Mädchen die immer gesagt bekommen, sie schaffen dies und jenes nicht, da sie zu schwach sind. Sie trauen sich schwierige Dinge gar nicht erst zu. Ungleichbehandlungen, die im Kindes- und Jugendalter bereits gefestigt werden, stehen im klaren Zusammenhang mit der späteren Berufswahl, den Karriereaussichten und auch der Wahl der Partner:innen. Eltern sind die Vorbilder ihrer Kinder und ihre Beziehung zueinander hat sehr großen Einfluss auf den Lebensweg. Einen interessanten Artikel zu Vorbildfunktion, Erziehung, Konfliktmanagement Wertevermittlung finden Sie unter folgendem Link.
Beeinflusst Erziehung nach Geschlechterrollen die Bildung eines Kindes?
In Deutschland führt die starre geschlechterrollenspezifische Erziehung dazu, das Jungen keine Bücher lesen, da dies eher als "Mädchending" angesehen wird. Dies führt während der Schulzeit zu schlechteren Leseleistungen. Auch bei sozialen Kompetenzen sind sie den Mädchen deutlich unterlegen. Die Ungleichbehandlung führt bei Mädchen meist zu frühem Konkurrenzdenken gegenüber anderen Mädchen. Im Gegensatz zu Jungen haben sie Vorurteile und deutlich weniger Selbstvertrauen in sich selbst. Geschlechtsneutrale Erziehung und Pädagogik soll dieser Entwicklung entgegenwirken. Für Krippen- und Kindergartenerzieher:innen gibt es entsprechende Fort- und Weiterbildungen in diesem Bereich. Auch soll an der Sensibilisierung der Eltern gearbeitet, Schulbücher und Spielzeuge geschlechtsneutral gestaltet werden.
Liegt es an den Genen, dass Jungs mit Autos und Mädchen mit Puppen spielen?
Die Wissenschaft ist sich darüber uneinig. Vieles hat mit Prägung und Erziehung zu tun, darüber herrscht Einigkeit. Ab etwa dem 18. Lebensmonat werden sich Kinder über ihr Geschlecht bewusst. Einige Forscher gehen davon aus, dass die geschlechtsspezifischen Eigenschaften und Interessen durch Bestätigung entstehen. Beispielsweise wird dem Sohn ein Trecker geschenkt oder ein Fußball und die Eltern freuen sich, wenn der Kleine damit spielt.
Bei Menschenaffen gibt es Beobachtungen darüber, das Männchen eher mit Stöcken schlagen als Weibchen. Weibliche grüne Meerkatzen spielen eher mit Puppen, wohingegen die Männchen Spielzeugautos oder Bälle bevorzugen. Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass die Geschlechterrollen neben Prägung und Erziehung auch auf Veranlagungen zurückzuführen sind. Laut Doris Bischof-Köhler, die einen Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie der LMU München innehat, spielt die Evolution und damit verbundene geschlechtliche Veranlagungen ebenfalls eine Rolle.
In ihrem Buch "Von Natur aus anders - Die Psychologie der Geschlechtsunterschiede" beschreibt sie die bereits im Kleinkinderalter bestehenden Verhaltensunterschiede zwischen Jungen und Mädchen. Demnach unterscheiden sich die Geschlechter vor allem im Durchsetzungsvermögen. Jungen messen und raufen sich gern, leben Rangordnungen. Dieses Verhalten zeige sich bereits im Kindergarten oder früher. Mädchen hingegen haben aus evolutionärer Sicht keine Wettkampfnotwendigkeit, sind eher fürsorglich und an persönlichen Beziehungen interessiert.
Die Wissenschaft wird sich grundsätzlich uneinig darüber bleiben, ob weibliche und männliche Verhaltensmuster angeboren oder anerzogen sind. Klar ist, dass sich die Gehirne von Mädchen und Jungen leicht abweichend entwickeln. Pädagogen sind sich jedoch einig, dass einige Verhaltensmuster eindeutig anerzogen sind.
Soziologische Sicht auf Geschlechterrollen
Die Soziologie beschäftigt sich schon lange mit dem geschichtlichen Verlauf, der für den heutigen Zustand der Gesellschaft maßgeblich ist. Typische Verhaltensmuster der jeweiligen Geschlechterrollen gibt es bereits seit hunderten von Jahren, weshalb die Gesellschaft weitgehend kein Interesse an Veränderung hat. Verhaltensmuster sind häufig erlernt und über viele Generationen weitervermittelt worden. Aus vorhandenen Strukturen auszubrechen, macht Angst, denn es kann zu Ausgrenzungen führen.
Das BBC Experiment: Mädchenspielzeug vs. Jungenspielzeug
Dieses Experiment beweist eindrucksvoll wie festgefahren unsere Denkweise ist und wie rasch und konsequent wir in vermeintliche Geschlechterrollen fallen.
So erfahren auch viele Eltern, die sich nicht im starr vorgegebenen Rahmen bewegen, Kritik oder Ablehnung. Wenn eine Mutter ihren kleinen Jungen farbenfroh kleidet und sich nicht an Blau- oder Grautönen orientiert, kann es schnell Diskussionen mit der Schwiegermutter geben.
"Das ist doch kein Mädchen, du kannst dem Kind doch keinen rosafarbenen Strampler anziehen."
Dabei ist das noch die harmlose Form des "Ausbrechens" aus vorhandenen Strukturen. Wenn der Kleine mit 3 Jahren lange Haare möchte und lieber im Rock als in der Hose durch die Gegend läuft, werden die Diskussionen und das Getuschel im Ort deutlicher. Dabei sollte dies doch nicht im Vordergrund stehen, sondern dass das Kind, unabhängig von Geschlecht oder Herkunft gesund und glücklich ist.
Wie reagiert die Gesellschaft auf geschlechtsneutrale Erziehung?
Über die Ungleichbehandlung der Geschlechter wird schon seit Jahren debattiert. Dabei aber nicht nur zustimmend, sondern auch mit zunehmender Kritik. Besonders im Fokus stehen dabei Maßnahmen der geschlechtsneutralen Erziehung, die bereits im Kindesalter ansetzt, etwa in den Familien und auch im Kindergarten und der Grundschule. Kritische Stimmen aus Politik und Öffentlichkeit befürchten, dass die geschlechtsneutrale Erziehung die Entwicklung des Kindes schädigen.
Tatsächlich bestätigen Studien, dass Kinder und Jugendliche eher durch geschlechterrollenspezifische Erziehung und damit verbundene Ungleichbehandlungen beeinträchtigt werden. So zeigen Forschungsergebnisse von Katharina Heisig, Doktorandin an der Niederlassung Dresden des ifo Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V., dass die geschlechtsneutrale Erziehung die kindliche Entwicklung fördert. Im Rahmen ihrer Recherche waren keine empirischen Studien darüber zu finden, dass eine Gleichbehandlung der Geschlechter negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder haben.
Woher kommt die gesellschaftliche Ablehnung geschlechtsneutraler Erziehung?
Viele Maßnahmen, die Gleichbehandlung verbessern sollen sind auf Frauen- oder Mädchenförderung ausgelegt, was einen gewissen Unmut nach sich zieht. Andererseits ist der Bedarf auch entsprechend höher, da die Ungleichbehandlung Frauen und Mädchen gegenüber immer noch das Gesellschaftsbild prägt. Kritiker empfinden diese Versuche, Gleichstellungen innerhalb der Geschlechter zu erzielen nicht vorrangig relevant und befürchten, es lenke von wichtigeren politischen und wirtschaftlichen Themen ab.
Laut Heisig wird befürchtet, dass Maßnahmen innerhalb der geschlechtsneutralen Erziehung Kinder und Jugendliche sogar schädigen. Dies könnte zu Verwirrungen ihrer Geschlechtsidentität führen. Transgender-Kinder oder Homosexualität sind die Befürchtungen. Dabei hat geschlechtsneutrale Erziehung nicht das Geringste damit zu tun. Befürworter hingegen argumentieren mit positiven Erfolgen. Maßnahmen der geschlechtsneutralen Erziehung und Gleichbehandlung in schwedischen Kindergärten:
- geschlechtsneutrale Aktivitäten, Kinder viel mehr draußen in der Natur
- Spielzeuge, die keinem Geschlecht zugeordnet werden oder die Kinder teilweise selbst herstellen
- Kleidungsstücke, die weder typisch für Jungs noch für Mädchen sind
- geschlechtsneutrale Sprache
Wirkt sich diese auf das spätere Leben und die Berufswahl des Kindes aus?
In Deutschland kann man noch keine klaren Aussagen dazu treffen, da wir noch am Anfang der Entwicklung hin zu geschlechtsneutraler Erziehung stehen. Die Nordischen Länder sind beim Thema Gleichberechtigung am weitesten fortgeschritten. Island belegt seit Jahren den 1. Platz im Gleichberechtigungsindex des Weltwirtschaftsforums. Dort erziehen einige Kindergärten und Schulen mittlerweile geschlechtsneutral.
Laut diesem Bericht von Michaela Haas in der süddeutschen Zeitung, arbeitet Margrét Pála Ólafsdóttir, Leiterin mehrerer Isländischer Kindergärten und Grundschulen an der Gleichstellung von Kindesbeinen an. Dies führe zu weniger Missverständnissen und respektvollerem Umgang innerhalb der Geschlechter. Die Kinder sitzen nicht nach Geschlecht getrennt in der Puppen- oder Auto-Ecke, sondern sind viel mehr draußen in der Natur. Stellen selbst Spielzeuge her, erfinden Spiele und organisieren die Spielabläufe demokratisch.
Stereotype Denkweisen werden aufgebrochen. Laut Ólafsdóttir würde Mädchen im normalen Schulsystem vermittelt, dass sie weniger Wert sind. Durchbricht man die stereotypen Denkweisen, sorgt dies auch für weniger sexuelle Gewalt. Jungen wachsen nicht mit dem Bewusstsein auf, dass sie wertvoller, schlauer oder gar mächtiger als Mädchen sind. Ein respektvoller Umgang miteinander, der bereits den Kleinsten beigebracht wird, wird auch im Erwachsenenalter Vorrang haben.
Haas berichtet in ihrem Artikel über ein schwedisches Schulprojekt, dass für Furore sorgt. Lotta Rajalin ist die Direktorin der Egalia Vorschule in Schweden. Rajalin selbst filmte sich und ihre Mitarbeiter, da sie überzeugt davon war, dass sie alle Kinder gleich behandeln würden. Das Ergebnis dieses Experiments entsetzte Lotta Rajalin. Die Unterschiede waren gravierend, das Team umsorgte die Mädchen in einer anderen Tonlage als die Jungen. Mädchen bekamen Komplimente über ihr Aussehen und ihre hübschen Kleider. Die Jungen hingegen wurden zum Toben aufgefordert und erhielten viel mehr Aufmerksamkeit als die Mädchen.
Die Konsequenzen aus dieser Erfahrung war eine klare Umstrukturierung ihrer Vorschule:
- Ansprache erfolgt geschlechtsneutral, nicht sie oder er
- es wird nicht mehr von Jungen oder Mädchen, sondern von Freunden gesprochen
- typische Männerberufe werden von Frauen besetzt und andersherum, der Putzmann, der Krankenpfleger, die Astronautin, usw.
Dabei gehe es laut Rajalin nicht darum aus Jungen Mädchen oder aus Mädchen Jungs zu machen. Es gehe darum, den Kindern alle Möglichkeiten zu bieten, selbst zu entscheiden, wer sie sein und was sie einmal werden möchten. Und eine Studie der schwedischen Uppsala Universität gibt ihr Recht. Diese zeigt, dass Kinder, die in geschlechtsneutralen Vorschulen erzogen wurden, deutlich weniger Stereotyp handeln und viel offener mit Kindern des anderen Geschlechts spielen.
Sind Kinder freier und glücklicher ohne vordefinierte Geschlechterrollen?
Abschließend kann man sagen, dass Kinder, die ohne spezifische Geschlechterrollen aufwachsen, sicher freier in ihrer Entwicklung sind. Sie können entscheiden, was ihnen gefällt. Will das Mädchen lieber Hosen tragen, trägt es Hosen. Will der Junge lesen und mit Puppen spielen, dann soll er das tun. Notwendig ist hierfür aber die Unterstützung ihrer Eltern und auch das engere familiäre Umfeld sollte hinter der geschlechtsneutralen Erziehung stehen. Hat ein Kind die Stütze der Familie, kann es sich auch gegen äußere Einflüsse behaupten.
Auch bei einer geschlechtsneutralen Erziehung besteht die Gefahr, in Schubladen zu denken. Muss unbedingt alles geschlechtsneutral sein? Darf ein Junge nicht mehr mit Autos spielen? Oder ist es nicht besser, ihm sowohl die Puppe als auch das Auto zu gewähren? Würde jeder Mensch dem anderen ein bisschen mehr Spielraum und Freiraum gewähren, wäre die Welt viel bunter und auch Kinder könnten sich wesentlich freier entfalten. Striktes Schubladendenken unterlassen und dafür lieber andere Meinungen und Lebensweisen akzeptieren. Auch wenn Eltern Interessen und Vorlieben ihrer Kinder vielleicht nicht einordnen oder verstehen können, sollten sie dennoch für sie da sein und sie unterstützen.
Wir haben noch einen sehr langen Weg vor uns, ehe wir auch nur annähernd geschlechtsneutral erziehen. Alles um uns herum folgt Geschlechterrollen, vom Kindergarten, über Schule, bis hin zum Arbeitsplatz. Werbung und Medien unterstützen diese klare Rollenverteilung zusätzlich. So fällt es auch Eltern schwer, klassische Geschlechterrollenverteilungen zu umgehen.
Dieser Beitrag wurde am 30.1.2020 veröffentlicht.
Quellen:
- https://www.wissen.de/eltern-als-vorbilder-lebensweg-der-kinder-nachhaltig-praegen
- http://www.bischof.com/doris_geschlechtsunterschiede.html
- https://www.ifo.de/DocDL/ifoDD_19-02_12-16_Heisig.pdf
- https://sz-magazin.sueddeutsche.de/die-loesung-fuer-alles/ich-will-keine-prinzessin-sein-85517
- https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022096517302692?via%3Dihub
Bildnachweise:
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