Diversität in Familien und im Alltag – Der Weg in die bunte Welt des Lebens
Diversität ist ein Wort, das sehr aktuell ist und uns immer häufiger im Alltag begleitet. Viele kennen diesen Begriff, wenn es um das Facettenreichtum in der Pflanzen- und Tierwelt geht. Zugleich kommt aber auch unser Kind aus der Kita oder der Schule und möchte wissen, was denn dieses "Diversität“, über das gerade gesprochen wird, eigentlich bedeutet. Geht es um Pflanzen oder Tiere oder ist der Begriff viel umfassender? Wie vielfältig ist also der Begriff um die Vielfältigkeit, der alle Menschen auf ganz unterschiedliche Weise begleitet?
So gegenwärtig das Thema ist, so hoch ist das Interesse, den Begriff verstehen und erklären können zu wollen. Schließlich scheint es alle Menschen auf unterschiedlichste Weise zu betreffen. Wir wollen hier einmal eine Lupe auf das Thema Diversität vor allem im Bereich Familien und Kinder richten, um für jeglichen Personenkreis einen guten Einstieg in das Thema zu geben - egal, an welcher Position wir uns auf der Reise in diese offene Sicht der Gesellschaft befinden.
Dabei ist es uns von größter Wichtigkeit, dass Diversität ein großer und eben vielfältiger Begriff ist, der wie ein Eintopf aus sehr vielen verschiedenen Zutaten besteht. Das Format dieses Einstiegs ist zum Einen so gewählt, dass Diversität verständlich erfasst, verstanden und ggf. auch erklärt werden kann. Es ist nicht möglich, das Thema Diversität (engl. diversity) in seiner Gänze so abzuhandeln und uns damit allen genug Repräsentation zu ermöglichen, wie es jede:r verdient. Dafür widmen wir etwas später einen eigenen Beitrag. Ziel ist es aber, hier auf die uns prägende Vielfalt aufmerksam zu machen und ein schnelles Verständnis zu ermöglichen.
Was genau ist jetzt Diversität und was zählt dazu?
Die Antwort darauf, was Diversität ist, kann kurz und knapp gegeben werden: Wir alle sind Diversität. Denn Diversität steht für individuelle, kulturelle und strukturelle Vielfalt. Doch warum taucht der Begriff dann auch bei Blumen und Pflanzen auf? Während in der biologischen Sicht der Begriff mit der Brille des Artenreichtums gesehen wird und aus diesem Grund zutreffender Weise eine bunte Mischung an Flora beschreibt, steht der Begriff im gesellschaftspolitischen Blickwinkel für respektvollen als auch wertschätzenden Umgang mit der Vielfalt von uns Menschen.
Überall, wo sich Menschen aus einem anderen kulturellen Kreis begegnen und austauschen – sei es nur eine andere Religion, eine andere Ethnie, eine andere Sichtweise oder andere Sexualität – dort passiert bereits Diversität. Es beginnt aber auch schon mit einem unterschiedlichen Alter und dem leicht verstanden sowie gefestigten Begriff "Generation". Es muss als nicht gleich nur an Bereich Gender fest gemacht werden.
Im Grunde geht es um Persönlichkeitsmerkmale, die jeden Menschen individuell und damit unterscheidbar machen. Genau dieser offene Raum gibt Menschen, die sonst oftmals ausgegrenzt oder sogar diskriminiert werden, die Möglichkeit zum Austausch der Verschiedenartigkeit. Weil diese Menschen auf eine Art anders zu sein scheinen, fühlen sich besonders Peronen im Diversitätsbegriff beheimatet, die stärker von gesellschaftlichen Konventionen abweichen. Das kann ein gleichgeschlechtliches Pärchen mit Nachwuchs auf dem Weg zur Kita sein, der Single Vater mit einer beeinträchtigten Tochter, People of Color oder Menschen mit Wurzeln aus einem fernen Land. Manchmal ist es auch einfach die ganz spezielle Patch-Work-Familie oder es sind die Eltern mit Kind, welches mit einem anderen Geschlecht leben möchte als dem biologischen Geschlecht, mit dem es geboren wurde. Folgt man dem, wird die Abweichung von dem gesellschaftlichen Usus als divers bezeichnet und ihr Austausch bedeutet Diversität.
Diverse Kinder in einer genormten Welt
In einem Märchen kann sich ein Frosch in einen Prinzen verwandeln. Aber warum kann sich ein Junge nicht einfach in ein Mädchen verwandeln? Machen Sie das Experiment: Können Sie jetzt gleich einem Kind, das diese Frage stellt, eine Antwort geben, ohne sich mit der Floskel „Weil das so ist“ zu retten?
Kinder kommen mit einer Offenheit zur Welt, die ihnen leider oft von unserem Normendenken, unseren Strukturen oder uns Erwachsenen fast gar schon abtrainiert wird. Wir fördern zwar anfangs aufrichtig bemüht ihre Fantasie, beginnen aber mit auffälligen Hinterfragen wenn sie von dem, was die Gesellschaft, was als Norm verstanden wird, abweichen. Natürlich tut das nicht jede:r, aber wenn wir ehrlich sind, passiert es mindestens im ersten Moment doch noch den meisten Mitmenschen.
Stellen Sie sich in unserem zweiten Gedankenexperiment folgendes vor: Der kleine Thomas erscheint in einem Kleid zum Kindergeburtstag. Nicht unbedingt, weil er bereits einen innerlichen Wunsch verspürt (trans* ist) und gerne ein Mädchen sein möchte, sondern vielleicht möchte er nur das Kleid tragen, weil seine beste Sandkastenfreundin immer tolle, bunte Kleider trägt. Kinder sind nämlich neugierig – auch was Gendergrenzen angeht. Egal, warum Thomas das Kleid tragen möchte, ihm gefällt es oder eben auch nicht. Und vielleicht war/ist es ist einfach nur wichtig, genau das für sich herauszufinden. Während die anderen Kinder mit Thomas ganz normal spielen, tuscheln einige Erwachsenen im Hintergrund. Alle Kinder, einschließlich Thomas, bekommen das Tuscheln samt Inhalt mit. Die anderen Kinder könnten dann anders denken, „Der Thomas, der ist nicht normal.“ Und Thomas fragt sich, „Was habe ich falsch gemacht?“
Diversität als Austausch – Warum besonders Kinder das Gespräch brauchen
Vor allem für Kinder, die nicht aus solch einer Familie stammen, wie sie so oft in Bilderbücher sehen, ist das Thema extrem wichtig. Denn, wenn sie die ganze Zeit immer eine klassisch-kaukasische Mutter-Vater-Kind Konstellation in Büchern sehen, können sie sich nur mit dieser identifizieren und hier tut sich ein Spagat zu der persönlichen Realität auf, wenn die eigene Hautfarbe nicht mit dem Bild übereinstimmt oder das Kind zwei Väter oder zwei Mamas hat. Wenn niemand darüber redet, dass das Kind und seine Familie ebenso natürlich und normal sind, woher soll das Kind diese Erkenntnis nehmen?
Am anderen Ende stehen natürlich die Sprösslinge und ihre Familie die sich in der Norm oder nahbar sehen. Wenn ihnen nie jemand gezeigt hat, dass es auch Menschen mit anderen Hautfarben, Religionen, Geschlechtsidentitäten und Familienkonstellationen gibt, brauchen sie den direkten Austausch. Wichtig ist aber ebenso, zu verstehen, dass man selbst stets auch anders und verschiedenartig - also divers - für den jeweils anderen ist. Hierfür eignen sich vor allem Kita und Schulgruppen. Oft sind hier die Kinder bereits bunt gemischt, nur dass nicht immer darüber gesprochen wird. Auch hier können wir gemeinsam noch viel erreichen.
Selbst im eigenen Zuhause kann man Diversität leben. Immer mehr Bücher und Spiele befassen sich mittlerweile mit diesem Thema, welches so gegenwärtig ist und doch selten umfassend vermittelt wird. Es beginnt aber bereits damit, sich dafür Zeit zu nehmen und für offene Fragen, genau dann, wenn sie entstehen.
Ist es gewünscht, Diversität stärker in den Mittelpunkt zu rücken und sie spielerisch zu vermitteln, dann können Karten- und Brettspiele eine gute Wahl sein. Gerade auch für Kitas und Schulen wäre dies so in der Gruppe möglich. Hierfür eignen sich die Diversitätsspiele, wie sie z.B. von Leona Games kreiert wurden sind. Einerseits können hier Kinder hier ihre eigene Familienkonstellation wiederfinden oder eine ähnliche erkennen und fühlen sich dadurch zusätzlich aufgefangen. Nebenbei lernen sie über die vielen Möglichkeiten, über Familien mit einer Mama im Rollstuhl oder einem beeinträchtigten Sohn. Kinder, die sonst nur ihrer eigenen Realität in Spielen und Büchern begegnen, können ebenfalls durch diese Spiele diverse Familienbilder sehen und lernen im besten Fall dadurch die Akzeptanz von anderen als Selbstverständlichkeit kennen.
Fazit – Wie wird Diversität gelebt?
Beim Thema Diversität geht es vor allem um Kommunikation, um den Austausch mit Menschen, die vielleicht für uns „anders“ zu sein scheinen, und darum, dass sie sich öffnen können und Andere sie verstehen wollen. Das Schöne hierbei: Selbst Menschen, welche sich selbst in der gesellschaftlichen Konventionen sehen, können eine Menge über sich selbst lernen und sogar eigene Vorurteile erkennen.
Besonders die Unterschiede zwischen uns Menschen können nicht nur interessant sein, sondern sie sind es. Gerade hier passt die Frage sehr gut ins Bild: Wie wäre es, wenn die Welt für alles und jeden nur zwei Farben hätte und eine Grundform? – Wie langweilig das wäre! Gut, dass sie bunt und offen geformt und vielfältig sowie manchmal überraschend ist. Genauso sollten Familien und Kinder sein und zu allermeist sind sie es. Dafür steht auch der Tag der Diversität.
Dieser Beitrag wurde am 17.5.2021 veröffentlicht.
Quellen und weiterführender Lesestoff:
- https://erwachsenenbildung.at/themen/diversitymanagement/grundlagen/begriffserklaerung.php
- https://www.gender.hu-berlin.de/de/veranstaltungen/vielfaeltige-familien/vielfaeltige-familien-elternschaft-und-familie-n-jenseits-von-heteronormativitaet-und-zweigeschlechtlichkeit-humboldt-universitaet-zu-berlin-am-04-05-03.2021
- https://www.genderator.app/
- https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/
- https://diversity-arts-culture.berlin/
- https://www.weiterbildungsinitiative.de/publikationen/detail/kulturelle-vielfalt-bei-kindern-in-den-ersten-drei-lebensjahren
- https://www.stiftung-familie.ch/post/2015/08/10/diverse-familienformen-und-ihre-auswirkung-auf-die-entwicklung-der-kinder
Bildnachweise:
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